Von einer Bäckerei bis zur Bühne: Unsere Reise mit Nels Cline
Foto: @charles_harris_photography
R: Wie hast du es geschafft, ihm den Gurt zu überreichen – falls du es überhaupt geschafft hast?
E: Zuerst habe ich versucht, Yuka Honda zu kontaktieren – Nels' Frau. Wir hatten mal zusammen ein Konzert von Spoon gesehen. Aber wie zu erwarten: Leute wie sie reagieren nicht auf Instagram-Nachrichten. Also habe ich im Internet recherchiert und schließlich die E-Mail-Adressen seiner Agenturen in Amerika und Europa gefunden. Ich schrieb ihnen direkt – erklärte mein Vorhaben, betonte, dass ich Nels nicht stören will, dass es nur eine Minute dauert…
R: Einfach so aus dem Nichts?
E: Ich musste es versuchen. Es gab noch keinen fertigen Gurt, nur die Idee und einen Monat Zeit. Ich setzte alles auf eine Karte – mit Enthusiasmus, Mut und der Wahrheit: Wir wollten einen wunderschönen Gurt entwerfen, als Hommage an Harpa, an Nels' musikalische Karriere und unsere Bewunderung für ihn. Und tatsächlich – nach vier, fünf Tagen kam eine Antwort aus den USA: Es könnte möglich sein, Nels zu treffen.
R: Ab da kamen wir ins Spiel – und unter Zeitdruck entstand der Gurt.
E: Genau – und was für ein Gurt!!! Ich wollte ihn persönlich in Pedreguer abholen. Mein Freund Antonio de Haro, Komponist, Fender-Künstler und Bassist (u.a. für Pablo Alborán), wollte mitkommen, um seine Custom-Gurte abzuholen. Zusammen mit den Künstlern Alberto Porlán und Germán Sevilla starteten wir ein Nebenprojekt – und zu viert fuhren wir nach Pedreguer. Dort nahmen wir auch gleich ein Originalstück von Alberto namens „Inefable“ in euren Räumen auf.
R: Das war ein toller Tag!!!
E: Ihr habt uns fantastisch empfangen! Ihr habt mir alle Muster, Materialien und Designoptionen gezeigt. Zurück zu Hause habe ich alles gesammelt – zusammen mit den zwei Prototypen – fotografiert und an Marlee, Nels’ Agentin, geschickt. Sie war genauso begeistert wie ich und versprach, alles zu tun, um ein Treffen zu ermöglichen. Kaum waren wir in Reykjavík angekommen, bat sie uns, Nels direkt zu schreiben.
R: Also hast du es geschafft!
E: Es war ein Traum! Gleich nach der Landung in Keflavík schrieb ich ihm eine E-Mail. Er stellte den Kontakt zum Roadmanager her – und die Magie nahm ihren Lauf… Am nächsten Tag trafen wir uns in der Harpa-Halle: Eve, Marta Estrada (größter Wilco-Fan Spaniens) und ich. Ashley kam auf uns zu: „Kommt mit, Nels wartet.“ Sie führte uns hinter die Bühne in einen privaten Raum – und da war er: majestätisch, groß, elegant – mit einem Lächeln empfing er uns. Wir gaben ihm den Gurt – er war total begeistert. Er betrachtete ihn genau, lobte die Konstruktion, die Details, die basaltähnlichen Muster – inspiriert von Islands geologischen Formationen. Die kleinen Taschen für Plektren, die perfekte Rückseite. Dann sah er Ashley an und sagte: „Diese Leute wissen, wie man Gurte macht. So etwas habe ich noch nie gesehen!“
R: Wow, Eze, das ist der Wahnsinn!
E: Ich war überwältigt. Ich sagte höflich: „Wir wollen Ihre Zeit nicht stehlen, wir gehen.“ Und er: „Zeit stehlen? Auf keinen Fall! Ich habe noch eine halbe Stunde. Erzählt mir mehr vom Projekt! Ihr bringt mich in Schwierigkeiten – jetzt muss ich entscheiden, welche Gitarre ich mit diesem Gurt zeigen will!“ Marta, Eve und ich waren sprachlos. Und dann: „Kommt mit. Wollt ihr meine Gitarren sehen?“ Wie kleine Kinder folgten wir ihm zur Bühne. Dort öffnete er ein riesiges Flightcase – und da waren sie alle! Perfekt vorbereitet, jede mit passendem Gurt. Dann zeigte er auf eine: „Das ist meine Lieblingsgitarre – nehmt sie!“ Marta streckte zögerlich die Hand aus und griff nach der ’59 Jazzmaster. Ihr Blick sagte alles – sie war kurz vorm Umkippen. Auch ich war überwältigt. Hinter uns standen Jeff Tweedys Gitarren.
Wir scherzten, dass Tweedy doppelt so viele Gitarren habe. Und er erzählte uns Anekdoten – etwa, wie Sonic Youth auf Tour ihr ganzes Equipment geklaut wurde. Und ich zeigte Eve die Plätze, auf denen wir Donnerstag und Freitag sitzen würden. Nels fragte, ob wir Tickets für Samstag hätten – und da zwei Fans aus New York absagen mussten, schenkte er uns deren Plätze!
R: Oh mein Gott, Eze, das ist irre, oder?
E: Es war wunderschön. Er behandelte uns, als würde er uns ewig kennen. Und er sagte, er würde den Gurt tragen, lobte das Design, die Arbeit – und bat darum, dass wir uns vor unserer Abreise nochmal treffen! Ich schwebte aus dem Saal – wie auf Wolken. Marta war genauso high, und Eve sah uns nur an mit dem Blick: „Was zum Teufel ist hier gerade passiert? Kneif mich mal!“
R: Wahnsinn, oder?
E: Und das war noch nicht alles… Die drei Konzerte waren einfach unglaublich: 69 Songs ohne eine einzige Wiederholung, geniale Atmosphäre, intensive emotionale Momente mit dem Publikum, Witze, Lob an die Isländer – und vor allem: richtig guter Rock! Und jedes Mal, wenn er seine Jerry Jones Neptune (Danelectro-Typ) mit dem RightOn-Gurt nahm – es war wie ein Orgasmus!
R: Und, Eze, was steht als Nächstes an?
E: Der nächste coole Gig ist in Antwerpen – mit meinen Freunden vom Azkena-Forum gehe ich zu My Morning Jacket im De Roma. Sollen wir einen Gurt für sie machen? Hahaha, Spaß beiseite – aber wir haben schon Tickets für Sky Blue Sky 3 im Dezember. Also, Leute – neues Projekt? Diesmal für die ganze Band! Der Ball liegt bei euch, RightOners!